Objekt des Monats Dezember

Frohe Festtage und einen guten Rutsch!

Das Historische Institut der Universität Rostock wünscht allen Kolleg:innen und Studierenden ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Tage zwischen den Jahren und einen heiteren Jahreswechsel in das Jahr 2023.

 

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„ITMZ, Universität Rostock“ 

Objekt des Monats September

Semesterferien

Das Historische Institut der Universität Rostock wünscht Ihnen schöne und erholsame Semesterferien!

 

 

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„Copyright: Ansgar Koreng / CC BY 3.0 (DE)“ 

Objekt des Monats August: Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. em. Dr. h.c. Wolf D. Gruner

Ehrendoktorwürde an der Universität Cluj/Klausenburg für Prof. Dr. em. Dr. h.c. Wolf D. Gruner

Foto: Privat
Foto: privat

Zur Ehrendoktorwürde an der Universität Cluj/Klausenburg gratuliert das Historische Institut und die Philosophische Fakultät unserem Emeritus Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf D. Gruner auf das Herzlichste!

Am 7. Juli 2022 hat die Babeş-Bolyai Universität Cluj-Napoca / Klausenburg Wolf D. Gruner den Ehrendoktor verliehen – eine große Ehre für Wolf D. Gruner, und wir freuen uns, nun einen Ehrendoktor unter unseren Emeriti zu haben.

Bereits seit Anfang der 200er Jahre hat Wolf D. Gruner erste Kontakte mit der Universität Cluj geknüpft und später Erasmusbeziehungen abschließen können. Wolf D. Gruners ausgeprägtes Interesse an Fragen von Europäisierung und daran, wie wir Europa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs neu denken müssen, waren eine wesentliche Grundlage, dass sich enge fachliche und persönliche Beziehungen zu den rumänischen Kolleg:innen und vor allem zum Leiter der “deutschen Linie” und späteren Prorektor Prof. Dr. Rudolf  Gräf entwickelten.

Erste Sommerschulen in Cluj und Rostock mit deutschen und rumänischen Studierenden konzentrierten sich auf Fragen von Nation und Nationalstaat sowie auf Probleme und Chancen der europäischen Integration.  Im Rahmen der Dozentenmobilität gab Wolf D. Gruner über Jahre hinweg Vorlesungen und Seminare zur deutschen und europäischen Geschichte in Cluj, war an Promotionen als Gutachter beteiligt und nahm an Europakonferenzen der Universität in Cluj und Berlin teil. Die enge Zusammenarbeit, zumal mit Prof. Dr. Rudolf Gräf, führte zu zahlreichen Veröffentlichungen über deutsch-rumänische Beziehungen sowie zur historischen Kartographie Siebenbürgens und Europas, u.a. in Zeitschriften und Publikationen der UBB und der Rumänischen Akademie der Wissenschaften. Prof. Gräf hielt auch die laudatio für unseren Kollegen auf der feierlichen Verleihung des Ehrendoktors in Cluj am 7. Juli 2022. Wolf D. Gruner antwortete auf die laudatio seines Kollegen mit einem Vortrag zu "Rumänien zwischen Frankreich und Deutschland 1860-1920."

Wir gratulieren unserem Kollegen ganz herzlich zu dieser großen Auszeichnung und freuen uns, die engen Verbindungen ins östliche Europa damit weiter stärken zu können.

(Text: Ulrike von Hirschhausen)

Objekt des Monats Juli

Medaille Wiedergutmachung und Aussöhnung mit Israel

Bild & Copyrights: https://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/numismatik-medaille-wiedergutmachung-und-aussoehnung.html

Die Gedenkmedaille Wiedergutmachung und Aussöhnung mit Israel wurde im Jahr 1975 geprägt. Sie bildet ein Treffen des israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion mit dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer ab, das am 14. März 1960 im New Yorker Hotel Waldorf Astoria stattfand.

Dieses Treffen war außergewöhnlich, war doch das Ende des Zweiten Weltkriegs und damit auch das Ende des Holocausts gerade einmal 15 Jahre her. In Deutschland waren das Interesse an Israel gering, Antisemitismus weiterhin verbreitet und viele einst hochdekorierte Nationalsozialisten noch immer in Amt und Würden. In Israel wiederum löste seit der Staatsgründung 1948 jeglicher Kontakt mit Deutschland, dem Staat der Mörder, nationale Entrüstungstürme aus, die teils in gewaltsame Demonstrationen mündeten.

Und doch hatte es seit Anfang der 1950er Jahre eine Annäherung beider Staaten gegeben. Die zentralen Protagonisten dieser Annäherung waren Konrad Adenauer und David Ben Gurion. Adenauer hatte sich bereits seit Anfang der 1950er Jahre um ‚Wiedergutmachung und Aussöhnung‘ mit dem jüdischen Volk bemüht. In der Terminologie recht eigentümlich – als ob der Mord an sechs Millionen Juden wiedergutgemacht werden könnte oder es einen Konflikt zwischen zwei Seiten gegeben hätte, der eine Aussöhnung rechtfertigte –, war es Adenauer darum gegangen, für die deutschen Verbrechen an den Juden die moralische Verantwortung zu übernehmen. Niemand hatte ihn dazu gedrängt, schon gar nicht, wie häufig kolportiert, die Vereinigten Staaten, denen die Wiedergutmachung bisweilen als Stolperstein auf dem Weg zur deutschen Westbindung erschien. Ben Gurion auf der anderen Seite war pragmatischer Politiker. Der junge jüdische Staat war politisch, militärisch und wirtschaftlich höchst gefährdet, ein gänzliches Scheitern schien durchaus im Bereich des Möglichen. Aus der Verbindung mit Deutschland könne für Israel nur Positives erwachsen und die Zukunft des jüdischen Staates gesichert werden, so die Auffassung Ben Gurions.

Adenauer ergriff die Initiative und übernahm nach ersten geheimen Verhandlungen am 27. September 1951 im Bundestag öffentlich die moralische Verantwortung für die deutschen Verbrechen an den Juden. Die jüdische und israelische Seite bestand darauf, dass es nicht bei Worten bleiben dürfe, sondern eine finanzielle Entschädigung folgen müsse. 1952 begannen schließlich die Verhandlungen zwischen Deutschland, Israel und mehreren jüdischen Organisationen, die sich zu diesem Zweck in der Conference on Material Claims against Germany (Claims Conference) zusammengeschlossen hatten. Ende 1952 wurden zwei Abkommen geschlossen, in denen sich Deutschland zu Entschädigungszahlungen an Israel (3 Mrd. Mark) und dem jüdischen Volk der Diaspora (500 Mio. Mark) sowie zur Einrichtung einer Entschädigungsgesetzgebung verpflichtete. Alle Widerstände, die es gegen die Vereinbarungen in Deutschland, Israel, teils aber auch bei den Westalliierten gab, haben Adenauer und Ben Gurion in Zusammenarbeit mit ihren wichtigsten Vertrauten resolut abgeräumt und damit eines der bemerkenswertesten Abkommen der modernen Gewalt- und Genozidgeschichte möglich gemacht.

Die Geldzahlungen sollten der israelischen Wirtschaft jedoch kaum helfen und auch Deutschland bekam infolge der Abkommen keine ‚Wiedergutmachung‘, sondern eine sich über Jahrzehnte intensivierende Debatte um deutsche Schuld und Verantwortung. Dennoch zeigten die Abkommen eine immer enger werdende Verbindung beider Staaten, die Mitte der 1950er Jahre eine zunächst geheime Militärkooperation hervorbrachte und schließlich 1965 in die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mündete.

Auf dem Weg dorthin lag am 14. März 1960 das erste persönliche Treffen zwischen Adenauer und Ben Gurion im New Yorker Waldorf Astoria, das weltweite Aufmerksamkeit hervorrief. Die auf Fotos basierende Darstellung auf der Medaille, die Handgesten und Körperhaltungen, bezeugen zum einen die vertraute Atmosphäre zwischen den beiden Staatsmännern und zum anderen die Demut des deutschen Kanzlers vor seinem Gegenüber ebenso wie vor der deutschen, jüdischen und deutsch-jüdischen Geschichte.

 

(Text: Dr. David Jünger, Universität Rostock)

Objekt des Monats Mai/Juni

Der bekannteste Eispickel der Welt

Der Eispickel, wie er heute im International Spy Museum in Washington ausgestellt wird (Foto Copyright: Spy Museum Washington, “Trotsky Ice Axe”)

Leo Trotzki saß lesend an seinem Schreibtisch, als unvermittelt ein Eispickel seinen Schädel spaltete. Der russische Revolutionär und Gründer der Roten Armee schrie laut auf, versuchte erfolglos seinen Angreifer zu fassen zu bekommen und sank dann zu Boden. 24 Stunden später, am 21. August 1940, verstarb der neunundfünfzigjährige Trotzki im Krankenhaus. Der Eispickel, mit dem er erschlagen wurde, ist seitdem eine der bekanntesten Mordwaffen der Weltgeschichte. Lange galt der Pickel als verschwunden - erst seit 2018 kann ihn die Öffentlichkeit wieder begutachten. Welche Geschichte verbirgt sich hinter der Mordwaffe?

Der Mord an Trotzki trug sich im Vorort Coyoacán der mexikanischen Metropole Mexico City zu. Dorthin war der russische Revolutionär, der in Stalins Ungnade gefallen war, 1937 ins Exil geflohen. In seinem Anwesen begrüßte Trotzki regelmäßig Freunde und Freundinnen wie etwa die berühmte Malerin Frida Kahlo und ihren Mann Diego Rivera, mit denen er Texte besprach und sich über die Weltlage und die Chancen einer Weltrevolution unterhielt. Trotzki und seiner Frau Natalja Sedowa war bewusst, dass ihr Leben in Gefahr war, da Stalin bereits zuvor Mordanschläge in Auftrag gegeben hatte, die indes dilettantisch geblieben waren. Doch ein vermeintlicher Freund – der spanische Sowjetagent Ramón Mercader hatte sich als amerikanischer Geschäftsmann Frank Jacson ausgegeben und sich mit Trotzkis Sekretärin verlobt – wurde Leon Trotzki zum Verhängnis. Obwohl er auch mit einer Pistole ausgestattet war, benutzte Mercader den mitgebrachten Eispickel um Trotzki zu erschlagen. Der Mörder wurde nach der Tat von der mexikanischen Polizei festgenommen und saß 20 Jahre lang in Mexiko im Gefängnis. Seinen Lebensabend konnte Mercader – der von Stalin als als Held der Sowjetunion ausgezeichnet wurde - auf freiem Fuß auf Kuba verbringen, wo er 1978 verstarb. Trotzkis Leichenzug wurde im Sommer 1940 von 300.000 Menschen in Mexiko City begleitet.

Die mexikanische Polizei präsentierte 1940 den Eispickel als Mordwaffe, behielt ihn als Beweismittel und stellte ihn später im Polizeimuseum aus. In den 1960er Jahren verliert sich die Spur des Eispickels, der seitdem nicht mehr im Museum zu finden war. Für über 40 Jahre galt die sagenumwobene Mordwaffe als verschwunden. Im Jahr 2005 tauchte sie wieder auf und wurde zum Verkauf angeboten: Ana Alicia, die Tochter des ehemaligen Präsidenten des Polizeimuseums, welcher den Pickel als Abschiedsgeschenk erhalten haben soll, verkaufte sie für eine unbekannte Summe an den Sammler und Historiker Keith Melton. Dieser wiederum spendete sie 2017 dem International Spy Museum in Washington. Dort kann die Öffentlichkeit sie seit wenigen Jahren nun betrachten. Ob es sich tatsächlich um den „richtigen“ Pickel handelt, könnte eine DNA-Analyse beweisen. Trotzkis Enkel, Esteban Volkov, ist dazu jedoch unter den gegebenen Umständen nicht bereit. Als Kind sah der kleine Esteban seinen Großvater in Blut getränkt auf dem Boden liegen: ein erneutes Aufrollen des Mordes an Leo Trotzki und der Mordwaffe erscheint derzeit unwahrscheinlich.

 

(Text: Dr. Thomas Lindner, Universität Rostock)

Objekt des Monats Februar: Nachruf auf Dr. Manfred Jatzlauk

15.10.1949 - 12.01.2022

Das Historische Institut trauert um Dr. Manfred Jatzlauk, der am 12. Januar 2022 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstorben ist. Wir müssen Abschied nehmen von einem Kollegen, einem Freund und Wegbegleiter, einer geschätzten Lehrperson, einem begnadeten Kommunikator und einem integren Menschen, der wie kein anderer eine Integrationsfigur in einer von Übergängen und Wandlungen geprägten Zeit an der Sektion Geschichte bzw. dem Historischen Institut war und der sich allseitiger Hochschätzung erfreute.

Aus dem südlichen Brandenburg stammend, begann seine mehr als ein halbes Jahrhundert umfassende Verbindung mit der Geschichtswissenschaft in Rostock 1970, als er sich in den Fächern Geschichte und Germanistik immatrikulierte. Vier Jahre später – er hatte gerade seinen Abschluss als Diplomlehrer erworben –, begann er seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sektion Geschichte, wobei er sich zunächst mit Agrargeschichte befasste. 1983 promovierte er über die sozioökonomische Struktur der deutschen Landwirtschaft zwischen 1919 und 1939. 1979 nahm er als Mitarbeiter im Direktorat für Internationale Beziehungen der Wilhelm-Pieck-Universität für einige Jahre eine Tätigkeit auf, die bis auf den heutigen Tag am Historischen Institut Früchte trägt. Dass er wie geschaffen für diese Aufgabe war, ist auch daran zu erkennen, dass die damals geknüpften Kontakte, insbesondere die des Instituts mit den Universitäten Riga und Debrecen, bis heute engagiert weitergepflegt werden, bis vor Kurzem auch noch von ihm selbst.

Den Umbruch von 1989/90 verstand Manfred Jatzlauk als Herausforderung und Chance, vor allem aber: er hat ihn mitgestaltet. Denn er wurde aus den Reihen der Sektion Geschichte als Vertreter des Mittelbaus für die Übernahmekommission vorgeschlagen. Dabei handelte es sich um ein Gremium, das über die Weiterbeschäftigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am in Gründung befindlichen Historischen Institut und den Instituten für Altertumskunde und Musikwissenschaft entschied – eine heikle Aufgabe, denn der Personenkreis der Weiterzubeschäftigenden war gerade im Fach Geschichte klein. Bemerkenswert ist dabei nicht nur das Ausmaß an Vertrauen, das er unter den Kolleginnen und Kollegen genoss, sondern auch, dass er in den folgenden Jahrzehnten sowohl den Kontakt zu vielen ehemaligen Mitstreitern hielt als auch zu neuen Kolleginnen und Kollegen Freundschaften knüpfte. Zur Feier seines Dienstendes im Frühjahr 2015 waren beide Personenkreise in großer Zahl zugegen – Manfred Jatzlauk hatte, wie es ein Freund von ihm ausdrückte, „den Spagat gemeistert“.

In seinen Forschungsinteressen nach dem Ende der DDR von Vorgaben und Zwängen befreit, konnte er sich ganz seinen bevorzugten Themen widmen, das heißt vor allem der preußischen Geschichte und der Person Ottos von Bismarck. In der Lehre spiegelten sich diese Vorlieben ebenso wie sein Interesse an grenzüberschreitenden Kontakten. Zahlreiche Exkursionen nach Friedrichsruh, aber auch ins Ausland, sind Studierenden in bester Erinnerung. Über lange Jahre war er als Studienberater eine wichtige Anlaufstelle für ratsuchende Studierende. Er hatte mit Bedacht stets ihre Interessen und Bedürfnisse im Blick, zumal ihn, der er einen Systembruch gemeistert und Erfahrungen mit der sozialistischen Planwirtschaft gemacht hatte, die wachsende Regelungs- und Kontrolldichte des Bologna-Systems nur mäßig beeindruckte.

Die Universität als Gemeinschaft der Lehrenden und der Lernenden verstand Manfred Jatzlauk auch in einem geselligen Sinn. Er hat vor etwa anderthalb Jahrzehnten einen Historiker-Stammtisch ins Leben gerufen, der Woche für Woche dienstagabends im Heumond einen hierarchiearmen Raum schuf, zu dem alle, vom Erstsemester bis zu den Professorinnen und Professoren, kommen und der trotz pandemiebedingter Unterbrechungen mittlerweile eine Institution ist. Der Stammtisch ebenso wie seine auch nach der Verrentung angebotenen Lehrveranstaltungen ermöglichten es Manfred Jatzlauk auch, in regem Kontakt zum Institut und den an ihm tätigen Menschen zu bleiben; das war ihm sehr wichtig, und damit war er aus Institutssicht nie wirklich im Ruhestand. Alumni wie Kolleginnen und Kollegen, die das Institut schon vor Jahren verlassen haben, berichten noch immer voller Begeisterung von dieser besonderen Art der Zusammenkunft. Nicht minder beliebt waren seine Wanderungen mit Studierenden und Kolleginnen und Kollegen, bevorzugt in die Rostocker Heide.

Die Studierenden wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Historischen Institut sind Herrn Jatzlauk dankbar für seinen jahrzehntelangen Einsatz, für seine Menschlichkeit, für seine Freundschaft; er wird uns sehr fehlen.