Dr. Florian Detjens mit dem Karl-Koppmann-Preis ausgezeichnet

Dr. Florian Detjens und Prof. Dr. Ernst Ludolf Münch (v.l.)

Am 15. Juni 2022 erhielt Florian Detjens, Historisches Institut der Universität Rostock, den vom Verein für Rostocker Geschichte e.V. verliehenen Karl-Koppmann-Preis, der an den ersten wissenschaftlichen Archivar der Hanse- und Universitätsstadt Rostock erinnert.

Der Verein würdigte damit die bedeutenden Forschungsergebnisse des diesjährigen Preisträgers, die er mit seiner 2020 als Buch erschienenen Dissertation „Am Abgrund der Bedeutungslosigkeit? Die Universität Rostock im Nationalsozialismus 1932/33 bis 1945“ erzielt hat.

Forschungsgeschichtlich ist die Arbeit vor allem unter zwei Aspekten wichtig: Erstens existiert bisher weder für eine einzelne Epoche der Rostocker Universitätsgeschichte noch für ihre Gesamtgeschichte eine umfassende, heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Darstellung. Zweitens gilt dies in besonderem Maße für die in der Arbeit untersuchte Zeit des Nationalsozialismus.

Hierbei geht es dem Preisträger nicht um eine Darstellung der Universitätsgeschichte im engeren Sinne, vielmehr um die Erforschung mehrerer Fallbeispiele besonders aus der Philosophischen Fakultät unter generellen Fragestellungen. Im Zentrum der Untersuchungen stehen nicht die Universität bzw. einzelne ihrer Institute, sondern die dort agierenden Menschen. Der Verfasser unterscheidet drei Gruppen „regionaler hochschulpolitischer Akteure“: Mitglieder der Universität, Mitglieder der Schweriner Landesregierung bzw. -verwaltung und regionale Repräsentanten der NSDAP und ihrer Organisationen.

In angemessener Weise berücksichtigt die Arbeit auch den vorhergehenden Zeitraum der Weimarer Republik, da fundamentale Probleme der Universitätsentwicklung jener Jahre auch unter den Bedingungen des Nationalsozialismus nach wie vor eine Rolle spielten. Das betraf etwa das leidige Problem einer ausreichenden Finanzierung, die häufig bedenklich niedrigen Studierendenzahlen und das drohende Gespenst einer möglichen Schließung der Universität.

Die vom Verfasser getroffenen Auswahl für die Einzeluntersuchungen der Arbeit berücksichtigt vornehmlich Bereiche, die für das Verhältnis Universität und Nationalsozialismus als besonders aussagekräftig und typisch gelten können (Wehrwissenschaft, Vorgeschichte, Raumforschung, Chemie, Mikrobiologie und Landwirtschaft).

Die nunmehr preisgekrönte Arbeit bereicherte nicht nur das 2019 feierlich begangene Rostocker Universitätsjubiläum in würdiger wissenschaftlicher Weise, sondern wird auch darüber weit hinaus einen gewichtigen Beitrag zur Erforschung der Rostocker Universitätsgeschichte ebenso wie der mecklenburgischen Landesgeschichte und der vergleichenden Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte leisten.

Die Arbeit wurde mit Blick auf das 600jährige Universitätsjubiläum von 2014 bis Sommer 2019 vom Rektorat der Universität Rostock finanziert und entstand am dortigen Lehrstuhl für Zeitgeschichte.


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