Umstrittenes Wasser

Wasserversorgung und Gesellschaftsbildung in Rio de Janeiro, 16. bis 19. Jahrhundert

Aktuelles Forschungsprojekt Jorun Poettering

Das Projekt hat eine Sozialgeschichte der Stadt Rio de Janeiro aus der Perspektive ihrer Wasserversorgung zum Ziel. Der Umgang mit Wasser wird dabei als heuristische Brille verwendet, mit der zugleich der Prozess der Vergesellschaftung und die Strukturierung des Raumes der Stadt vom Beginn der Kolonialzeit (1500 bzw. 1565) bis zum Ende des Kaiserreiches (1889) beobachtet werden. Rio de Janeiro wurde zwar nach europäischem Vorbild angelegt, seine Bevölkerung war jedoch deutlich heterogener als die Bevölkerungen europäischer Städte. Zudem war die Stadt lange Zeit von einer Fernregierung abhängig, welche die Lage vor Ort nur aus schriftlichen Berichten kannte. Daraus entwickelten sich spezifisch „koloniale“ Reibungen, die sich unter anderem in der Wasserversorgung widerspiegelten. Dennoch erfolgte nach dem Ende der Kolonialzeit kein wesentlicher Bruch, setzte sich doch insbesondere das System der Sklaverei auch im Kaiserreich fort. Erst mit der Emanzipation der Afrobrasilianer und dem Sturz der Monarchie am Ende des 19. Jahrhunderts modernisierte sich auch die Wasserversorgung.