PD Dr. Maria Framke
Vertretung der Professur
Historisches Institut der Universität Rostock
Neuer Markt 3, R. 408
18055 Rostock
Telefon: +49 381 498-2715
E-Mail: maria.framkeuni-rostockde
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Forschungsgebiete
- Geschichte Südasiens (19./20. Jahrhundert) und dessen Verflechtungen mit Europa und Asien
- Kolonialismus und Imperialismus
- Faschismus
- Geschichte des Humanitarismus und von Flucht und Vertreibung
- Geschlechtergeschichte
- Biografiegeschichte
Aktuelles Forschungsprojekt
Hidden Histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920–1966
Das Projekt widmet sich Beiträgen indischer Frauen zu ländlichen Aufbauprogrammen von etwa 1920 bis 1966 und folgt dabei der Forderung, Gender als Analysekategorie in die Geschichte von Entwicklung einzubeziehen. Das Ziel des Projektes ist es, die Rolle von Frauen in der Gestaltung und Umsetzung von staatlichen und nichtstaatlichen ländlichen Entwicklungsprojekten in Indien in den Schlüsselbereichen Gesundheit, Bildung und Existenzsicherung zu untersuchen und auf diese Weise die Prozesse von Entwicklung und Staatsbürgerschaft neu zu erfassen. Diese Analyse verspricht sowohl neue Einsichten in die internationalen Verflechtungen zwischen Nordamerika, Europa und Südasien als auch auf die dazugehörigen Rückwirkungen auf die indische Nationalstaatsbildung. Während sich die Forschung bisher auf männliche Akteure konzentriert, verlagert das Projekt den Fokus auf Elite-Frauen und ihre Arbeit mit subalternen Zeitgenossinnen im ländlichen Raum. Obwohl staatliche Großinvestitionen zumeist die Modernisierung des industriellen Sektors forcierten, kam dem ländlichen Raum als Zentrum der landwirtschaftlichen Produktion verantwortlich für die Ernährungssicherheit eine gesonderte Bedeutung in indischen Entwicklungsvorhaben zu. Wie das Projekt zeigen wird, war der ländliche Raum dabei ein wichtiger Ort für die ‚geschlechtsspezifische‘ Ausgestaltung von Entwicklung. Eine Reihe von Entwicklungsprogrammen zur Verbesserung der Gesundheit von Mutter und Kind, zur Entwicklung von Heimindustrien und zur Alphabetisierung richtete sich ausdrücklich an Frauen in ländlichen Regionen. Das Projekt erforscht, ob diese von den Ideen des zeitgenössischen Sozialfeminismus beeinflussten Entwicklungsprogramme, dem konventionellen dualen Modell, das Arbeitsbereiche nach Geschlecht trennte, folgten oder ob sie es durchbrachen. Führte die Teilhabe von Frauen an Entwicklungsarbeit zu gleichberechtigter Staatsbürgerschaft? Um die Komplexität der Einflüsse und Wechselwirklungen zu untersuchen, die der Entwicklungsarbeit indischer Akteurinnen zugrunde lagen, kombiniert das Projekt einen biografischen mit einem institutionshistorischen Ansatz, mitsamt der Analyse der dazugehörigen Netzwerke. Darüber hinaus erlaubt es der zeitliche Rahmen, der sowohl die späte Kolonial- als auch die frühe postkoloniale Zeit umfasst, unerforschte Kontinuitäten und Brüche herauszuarbeiten. Aufgrund umfänglicher Vorarbeiten geht das Projekt von der fundierten Arbeitshypothese aus, dass das Aufeinandertreffen von Elitevorstellungen und ländlicher Realbedingungen Einblicke in die Verhandlung von Entwicklungsprogrammen ermöglicht, da es zentrale Kontroversen und Konfliktlinien zum Vorschein bringt. Zusammenfassend analysiert das Projekt wie Frauen ‚Entwicklung‘ konzipierten und nutzt die bei der Umsetzung dieser Initiativen entstandenen Auseinandersetzungen als Ausgangspunkt um neue Einblicke in die historische Genese und die Facetten von Staatsbürgerschaft in der größten Demokratie der Welt zu generieren.
Zur Person
August 2021 – Juli 2025
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Erfurt im Forschungsprojekt „Hidden histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920–1966“, finanziert durch die DFG
Oktober 2024 – März 2025
Vertretung der Professur für Indische Geschichte an der Universität Heidelberg
März 2023
Habilitation an der Universität Rostock in Neuere und Neueste Geschichte
Oktober 2021 – März 2022
Stipendium am M.S. Merian – R. Tagore Centre of Advanced Studies ‘Metamorphoses of the Political’ (ICAS:MP), Delhi
November 2020 – Juni 2021
Wissenschaftliche Beschäftigte in der Zentralredaktion von H-Soz-Kult, Humboldt-Universität zu Berlin
April 2015 – September 2019
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Europäische und Neueste Geschichte der Universität Rostock
Januar 2013 – März 2015
Postdoktorandin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich mit dem Forschungsprojekt „South Asian Humanitarianism in armed conflicts, 1899–1949“
August 2011 – Dezember 2012
Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sonderforschungsbereichs „Repräsentationen sozialer Ordnung im Wandel“ an der Humboldt-Universität zu Berlin
September 2007 – August 2011
Promotion zum Thema „Wahrnehmungen und Aneignungen von Faschismus und Nationalsozialismus in Indien, 1922–1939“, Jacobs University Bremen, Betreuer: Prof. Dr. Harald Fischer-Tiné
November 2010 – Septmeber 2011
Koordination des DAAD-Projektes „A New Passage to India“ am Centre for Modern Indian Studies, Georg-August-Universität Göttingen
November 2007 – Juni 2008
Koordination des Masterprogramms „Modern Global History“ der Jacobs University Bremen und der Universität Bremen
Oktober 2001 – Mai 2007
Magistra Artium (M.A.) in Geschichte und Gesellschaft Südasiens an der Humboldt-Universität zu Berlin und in Geschichte an der Freien Universität Berlin
Mitgliedschaften/Ämter
- Comparativ, Mitglied der Redaktion (2023)
- Transimperial History Blog, Mitherausgeberin (seit 2021)
- H-Soz-Kult, Rezensionseditorin für Südasiatische Geschichte (seit 2017) und Mitglied der Steuerungsgruppe (seit 2020)
Publikationen
Monografien
- Erscheint 2025: Between Empire and Nation: South Asian Humanitarianism in the Late Colonial Period. Cambridge University Press.
- 2013: Delhi – Rom – Berlin. Die indische Wahrnehmung von Faschismus und Nationalsozialismus, 1922–1939, Darmstadt: WBG.
(Co-)Herausgeberschaften
- 2021: mit Andreas Weiß (Hg.): Forum: Nation: Zur Rolle der Nation in der Geschichtsschreibung des 21. Jahrhunderts, in: H-Soz-Kult, 08.09.2021, <www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-5271> und <www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-5272>.
- 2021: mit Harald Fischer-Tiné (Hg.): The Routledge Handbook of the History of Colonialism in South Asia, London: Routledge, darin Kapitel: Indian humanitarianism under colonial rule: Imperial loyalty, national self-assertion and anticolonial emancipation, S. 486–496.
- 2017: mit Anandita Bajpai (Hg): South Asia Chronicle, 7, Fokus: Revisiting Partition seventy years later: Of layered echoes, voices and memories.
- 2015: mit Joel Glasman (Hg.): WerkstattGeschichte, 68, Themenheft Humanitarismus.
- 2014: mit Hannelore Lötzke und Ingo Strauch (Hg.): Indologie und Südasienstudien in Berlin: Geschichte und Positionsbestimmung, Berlin: trafo-Verlag, darin: Die Rolle der Berliner Indologie und Indienkunde im „Dritten Reich“, S. 89–128.
Zeitschriftenaufsätze
- 2024: Gendered development work and non-state primary health care provisions: The Skippo medical van scheme in rural India, c. 1940s to mid-1970s, in: Comparativ, 24 (6), S. 615–636.
- 2024: Thomas Davies und Daniel Laqua mit Maria Framke u.a.: Rethinking Transnational Activism through Regional Perspectives: Reflections, Literatures and Cases, in: Transactions of the Royal Historical Society, 2, S. 317–343.
- 2023: Manoeuvring across Academia in National Socialist Germany: The Life and Work of Devendra Nath Bannerjea, in: NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin, 31 (3), S. 307–332.
- 2023: mit Moritz Epple, Eli Franco, Horst Junginger und Baijayanti Roy: Introduction: Indology and Aryanism: Knowledge of India in Nazi Germany – An Invitation for New Research, in: NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin, 31 (3), S. 219–231.
- 2023: mit Moritz Epple, Eli Franco, Horst Junginger und Baijayanti Roy: ‚Where do we Stand in the Historiography of Small Disciplines in Nazi Germany? The Case of Indology‘, in: NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin, 31 (3), S. 233–243.
- 2017: ‘We must send a gift worthy of India and the Congress!’ War and political humanitarianism in late colonial South Asia, in: Modern Asian Studies, 51 (6), S. 1969–1998.
- 2016: Political Humanitarianism in the 1930s: Indian Aid for Republican Spain, in: European Review of History, 23 (1-2), S. 63–81.
- 2016: Shopping ideologies for independent India? Taraknath Das’s engagement with Italian Fascism and German National Socialism, in: Itinerario, 40 (1), S. 55–81.
- 2011: Vorbild oder Feindbild? Die Wahrnehmung Japans in Indien von 1915–1920, in: Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung, 34, S. 103–120.
- 2010: mit Jana Tschurenev: Umstrittene Geschichte: (Anti-)Faschismus und (Anti-)Kolonialismus in Indien, in: Prokla, 158 (1), S. 67–83.
Aufsätze in Sammelbänden
- 2024: mit Fritzi-Marie Titzmann: Vom Symbol des Friedens zum Symbol des Hasses: Politische Märsche in kommunalistischen Auseinandersetzungen in Indien, in: Jürgen Dinkel, Kai Nowak und Miriam Pfordte (Hg.): Märsche der Moderne: Geschichte eines globalen Phänomens. Frankfurt am Main: Campus, S. 191–214.
- 2021: Nationalsozialismus, antikolonialer Widerstand und Exilerfahrungen: Deutsch-indische und deutsch-deutsche Begegnungen in Britisch-Indien der 1930er und 1940er Jahre, in: Jörg Zedler (Hg.): The Bombay Talkies Limited: Akteure – deutsche Einflüsse – kulturhistorischer Kontext, München: utzverlag, S. 103–135.
- 2020: The politics of gender and community: non-governmental relief in late colonial and early postcolonial India, in: Esther Möller, Johannes Paulmann und Katharina Stornig (Hg.): Gendering Humanitarianism: Politics, practice, and empowerment during the twentieth century, London: Palgrave MacMillan, S. 143–166.
- 2017: India’s freedom and the League of Nations: public debates 1919–1933, in: Matthias Zachmann (Hg.), Asia after Versailles. Asian Perspectives on the Paris Peace Conference and the Post-War World, 1919–1933, Edinburgh: Edinburgh University Press, S. 124–143.
- 2014: International events, national policy: The 1930s in India as formative period for Non-alignment, in: Natasa Miskovic, Harald Fischer-Tiné und Nada Boskovska (Hg.): Non-Aligned Movement and the Cold War, London: Routledge, S. 37–56.
- 2013: Internationalizing the Indian War on Opium: colonial policy, the nationalist movement and the League of Nations, in: Harald Fischer-Tiné und Jana Tschurenev, Jana (Hg.): A History of Alcohol and Drugs in Modern South Asia: Intoxicating Affairs, London: Routledge, S. 155–171.
- 2013: Fascist Italy: Ideal Template for India's Economic Development, in: Hagen Schulz-Forberg (Hg.): Zero Hours: Conceptual Insecurities and New Beginnings in the Interwar Period, Brüssel: P.I.E. Peter Lang, S. 77–96.
- 2012: Anti-Koloniale Solidarität? Der Abessinienkrieg, Indien und der Völkerbund, in: Sönke Kunkel und Christoph Meyer (Hg.): Aufbruch ins postkoloniale Zeitalter: Globalisierung und die außereuropäische Welt in den 1920er und 1930er Jahren, Frankfurt am Main/New York: Campus, S. 190–207.
Sonstige Publikationen
- 2023: Women's role in postcolonial nation state building: Krishnabai Nimbkar and the question of rural development in and beyond India, in: Replito.
2021: Indian and Chinese Anti-imperial Networks in the 1930s and 1940s, in: Transimperial History Blog.
- 2019: mit Esther Möller: From local philanthropy to political humanitarianism: South Asian and Egyptian humanitarian aid during the period of decolonization, in: ZMO Working Papers, 22.
- 2018: Indien als Zufluchtsort für jüdische NS-Flüchtlinge: Flucht, Antikolonialismus, und humanitäre Solidarität in der Zwischenkriegszeit, in: Interdisziplinäre Zeitschrift für Südasienforschung, 3, S. 92–104.
- 2014: Enzyklopädischer Eintrag: Annie Besant, in: 1914–1918-online. International Encyclopedia of the First World War.
- 2014: Hitler bei den Hindus: Unwissenheit und Verklärung prägen das Bild des Nationalsozialismus in Indien, in: bpb.
- 2013: Review Article: Encounters with Fascism and National Socialism in non-European Regions, in: South Asia Chronicle, 2, S. 350–374.
Aktuelle Vorträge
2025: Panel „The Gender of Expertise in postcolonial Africa and South Asia“, Ko-Organisatorin, 8. European Congress on World and Global History, Vaxjö, 10.–12.09.2025.
2025: Vortrag „Progress for women through volunteering? Development, transnational cooperation and gender in rural South Asia“, Ashoka University, Sonipat, 20.2.2025.
2025: Konferenz: „Refugees in global transit: Encounters, knowledge, and coping strategies in a disrupted world, 1930s–50s, ko-organisiert mit Deutschen Historischen Institut Washington und dem Max Weber Forum für Südasienstudien Delhi u.a., Mumbai, 13.–14.02.2025.
2024: Keynote „Towards a transimperial history of humanitarianism, c. 1850s–1950s“, Konferenz „Empire studies: (Post)colonial histories and global entanglements“, Münster, 10.–11.10.2024.
2024: Workshop: „Voluntariness, women and development in late colonial and postcolonial societies“, Erfurt, 04.–05.07.2024.
2024: Vortrag „Discussing caste, independence, and the nation: Avatars and omissions of the samurai and bushido in colonial South Asia“, Workshop „Global samurai“, London, 29.–30.08.2024.
2023: Vortrag „Was macht den Experten authentisch? Devendra Nath Bannerjea, antiimperialer Aktivismus und das Internationale Komitee für Geistige Zusammenarbeit, 1922–1925“, Workshop „Hochstapelei: Zur Kulturgeschichte der Täuschung im 20. Jahrhundert“, Potsdam, 12.–13.10.2023.
2023: Panel „Changing forms of gendered participation in politico-ideological movements in South Asia: Histories, networks, (in)visibilities“, Ko-Organisatorin, European Conference on South Asian Studies, 26.–29.07.2023.
2023: Vortrag „With women into ‘modernity’? Rural South Asia and the gender question“, 7. European Congress on World and Global History, Den Haag, 29.06–01.07.2023.