Antijüdische, vorreformatorische Einblattdrucke und Flugschriften – zwischen Antijudaismus und Frömmigkeit

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in der Mitte des 15. Jahrhunderts hat zu einer Etablierung verschiedener neuer Medien geführt. Neben Büchern entstanden nun auch Einblattdrucke und Flugschriften. Etwa zeitgleich verschlechterte sich die rechtliche, soziale und ökonomische Situation der jüdischen Bevölkerung des christlich geprägten spätmittelalterlichen Reichs erheblich. Die neu entstandenen Drucke wurden nun auch dazu genutzt, Jüdinnen und Juden anzugreifen und zu diffamieren. So wurden antijüdische Einblattdrucke und Flugschriften produziert und verbreitet, die unter anderem die mittelalterlichen antijüdischen Narrative wie beispielsweise Ritualmordvorwürfe oder Hostienfrevellegenden aufgriffen. Das Promotionsvorhaben untersucht diese Drucke und Schriften aus der Frühphase des Buchdrucks hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen und politischen Funktion bei der Verbreitung dieser antijüdischen Narrative. Zudem wird der Frage nachgegangen, ob die antijüdischen Druckschriften in den Kontext der vermehrten Frömmigkeitsbewegung des späten Mittelalters einzuordnen sind. Dazu werden die Quellen hinsichtlich ihrer Argumentationslinien untersucht und der spätmittelalterliche Antijudaismus, der sich in diesen Drucken wiederfindet, differenziert analysiert.

• Übung: Inkunabeln - Quellen aus der Frühzeit des Buchdrucks (SoSe 2022)
• Übung: Grundlegende Arbeitstechniken der mittelalterlichen Geschichte; Übung: van den bosen joden – Die Hostienfrevellegende als antijüdisches Stereotyp des Mittelalters (SoSe 2021)
• Proseminar: Von Nonnen, Kaiserinnen und Dirnen – Frauen im Mittelalter; Übung: Jüdische Personen in mittelalterlichen Quellen (WiSe 2020/21)
• Übung: Memoria im Mittelalter; Übung: Antijudaismus im Mittelalter (SoSe 2020)

• Antijüdische Einblattdrucke und Flugschriften des Spätmittelalters, ein Einblick (30.06.2023, Kolloquium der Norddeutschen Mediävistik, Uni Kiel)
• Antijudaismus im mittelalterlichen Mecklenburg (24.05.2023, Rostock)
• Antijüdische vorreformatorische Einblattdrucke und Flugschriften zwischen Frömmigkeit und Antijudaismus - ein Werkstattbericht (06.07.2022, im Rahmen des Forschungskolloquiums von Prof. Sina Rauschenbach und Prof. Christoph Schulte, Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft, Universität Potsdam)
• Die Flugschriften zum Sternberger Hostienfrevelvorwurf 1492 zwischen Antijudaismus und Frömmigkeitsbestrebungen (07.Mai 2022, online, im Rahmen des Workshops: "Sternberg 1492: Rekonstruktion, Rezeption, Aufarbeitung" am 6./7. Mai 2022, online)
• Die Ritualmordlegende damals und heute - zur Tradierung und Modernisierung eines antijüdischen Stereotyps (17.01.2022, Rostock)
• Von friedlichen Nachbarschaften und ‚verstockten Feinden‘ – zum jüdisch-christlichen Verhältnis im Mittelalter (02.06.2021, gemeinsam mit Prof. Dr. Marc von der Höh im Rahmen des Festjahres 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ in Rostock)

• Marc von der Höh, Marie Lehmann: Das Festjahr an der Universität Rostock. In: Traditio et Innovatio, Magazin der Universität Rostock, 01/2022. S. 6-7. (Thematische Ausgabe zum Festjahr 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ an der Universität Rostock)
• Marie Lehmann: Antijüdische Narrative im europäischen Mittelalter. In: Traditio et Innovatio, Magazin der Universität Rostock, 01/2022. S. 10-11. (Thematische Ausgabe zum Festjahr 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ an der Universität Rostock)
• Marie Lehmann: Gemeinsame Geschichte – Unterschiedliches Erinnern, Der Blick von Deutschen und Russen auf den NS-Vernichtungskrieg (1941-1954), Prof. Dr. Stefan Creuzberger im Gespräch mit Dr. Sabine Grabowski, Bericht über ein Podiumsgespräch. In: Traditio et Innovatio, Magazin der Universität Rostock, 01/2022. S. 32-33. (Thematische Ausgabe zum Festjahr 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ an der Universität Rostock)